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Wir lieben: Liefergebühren!

05.05.2020

Die meiste Zeit meines Lebens waren Liefergebühren kein Thema für mich – zumindest kein beachtenswertes. 

Auch ich habe höchstens darauf geachtet, sie möglichst zu umgehen.  

Bis sie - Stand heute  aus der Gastronomieszene gefühlt fast gänzlich verschwanden. 

Wo sie – bei Out-of-Home Bestellungen meines tagesaktuellen Lieblingsessens dennoch gefordert werden, haftet ihnen ein fader, etwas provinzieller Beigeschmack an. 

Bei genauerem Hinsehen jedoch: Völlig zu Unrecht!  

Denn im Grunde ist uns allen klar: Für alles, was wir haben möchten, ist ein Preis fällig. Egal ob Lebensmodell, Ware oder Dienstleistung. Sind wir nicht bereit, ihn zu zahlen, zahlt ihn ein anderer. 

So auch die Liefergebühren. 

Wir haben Hunger und erwarten neben einer kochfrischen, köstlichen Mahlzeit aus guten Zutaten auch: Ein umfangreiches Angebot, einen unkomplizierten Bestellvorgang, kurze Lieferzeiten, freundlichen Service. 

Dabei sparen wir uns Mahlzeit für Mahlzeit: Die Ideenfindung, die Fahrt zum Supermarkt, die Zubereitung, das Kochen, die Widerherstellung der Küche. 

Das erledigen andere für uns – vom Gastronomen, über den Softwarebetreiber, den Koch, die Küchenhilfen bis zum Fahrer.  

Und all diese Menschen arbeiten ohne Bezahlung?  

Quatsch – ich zahle ja für meine Bestellung! Zumindest teilweise, denn: 

Der Durchschnittswarenkorb ist ca. 25 Euro leicht. Oftmals liegt der Umsatz pro Bestellung deutlich darunter. 

Wie in meinem Fall: 
Während eines langen Arbeitstages am Telefon und PC esse ich gern allein: Döner mit Pommes plus Cola. Mit 10 Euro bin ich dabei. Mein Lieblingslieferdienst ist 5 km von meinem Büro im 5. Stock eines Bürokomplexes entfernt! Mir egal, ich habe Hunger. Also gebe ich meine Bestellung online auf (hierfür gehen um die 70 Cent für Zahlungsprovider & digitale Lösungen wie Shop und Webseite drauf). Mein Essen kostet den Betreiber meines Lieblingsdöners mit Einkauf und Zubereitung um die 3 Euro. Plastik akzeptiere ich nicht, heiß und knackig sollen meine Pommes aber dennoch sein – also muss ich für die angemessene Verpackung meiner Mahlzeit wiederum eine entsprechende Summe vom vermeintlichen Gewinn abziehen. Und erst jetzt kommt der Fahrer ins Spiel, der während der gesamten Öffnungszeiten (ob eine Lieferung ansteht oder nicht) ein Recht auf Bezahlung (Mindestlohn) hat. Dem ein versichertes, vollgetanktes, funktionstüchtiges Fahrzeug zur Verfügung steht und der meine Pommes selbstverständlich ebenso gern wie zeitaufwendig zur Rushhour in mein Büro im 5. Stock liefert und dort mit einem herzlichen Lächeln abgibt. 

So aufgeschlüsselt wird schnell klar: 

Bin ich nicht bereit, einen angemessenen Mindestbestellwert zu akzeptieren oder aber auch die Lieferung zu zahlen, tun es andere: Der Gastronom, der Fahrer oder aber die Allgemeinheit der Kunden, auf die meine Lieferkosten umgelegt werden. 

Das klingt weder fair noch sinnvoll. Also zahle ich gern für den eigentlich unbezahlbar guten Service, mein Lieblingsessen zur gewünschten Uhrzeit und in allerbester Qualität lächelnd genau dort übergeben zu bekommen, wo ich gerade bin. 

Sehr gern!

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